Eine Gruppe junger Leute kommt ins Studio, mitgebracht hat sie offensichtlich viel Motivation. „Der soziale Aspekt macht viel aus. Sie treffen sich hier, verbringen gemeinsam Zeit“, überlegt Jürgen Hobiger. Er ist Geschäftsführer der ehemaligen Chili Gym-Fitnessstudios in Gmünd, Weitra und Zwettl. Seit Anfang des Vorjahres laufen sie unter der Marke „Injoy“.
In der Zeit der Covid-Lockdowns blickten Fitness-Studios einer ungewissen Zukunft entgegen, mittlerweile wird vielfach von einem regelrechten Fitness-Boom gesprochen. „Es läuft unerwartet positiv, das war in der Form nicht absehbar. Die Leute wollen von sich aus mehr für die Gesundheit tun“, sagt Hobiger und spricht von rund 2.500 Mitgliedern in seinen Studios – quer durch alle Altersgruppen. Wobei: „Es gibt beim Alter zwei Spitzen, eine davon liegt bei 28 Jahren.“
Wenn wir mit Schülern arbeiten, erklären wir auch, was realistisch ist und was nicht.“ Jürgen Hobiger Geschäftsführer
In Gesundheit investieren – trotz Teuerung?
Ende 2020 habe man beim Mitgliederstand noch ein Minus von rund 30 Prozent verkraften müssen, blickt Jürgen Hobiger zurück: „Ab Mai 2021 haben wir innerhalb von drei Monaten 25 Prozent aufgeholt. Schon im vierten Monat hatten wir mehr Mitglieder als vor dem Lockdown.“ Es sei offensichtlich zu einem Umdenken gekommen, das in Investitionen in die körperliche Fitness resultiert. Ein Widerspiegeln der Teuerungswelle in den Mitgliedschaften könne er nicht erkennen: „In direkten Gesprächen ist es schon ein Thema. Viele sagen aber zu mir, sie leisten sich das Fitness-Studio für ihre Gesundheit und sparen dafür beim Urlaub.“
„Die Leute sind im Alltag von vielen Seiten mit Gesundheitsthemen konfrontiert, werden auch medial darauf aufmerksam gemacht“, sagt Hobiger. Seit 2010 erlebt er in „seinen“ Studios Höhen und Tiefen der Branche mit. Markteintritte von anderen Studios in Gmünd sieht er weniger als Konkurrenz und mehr als Chance: „Manchen Kunden erleichtern andere Angebote den Einstieg. Ich denke, jeder der Mitbewerber trägt so seinen Teil dazu bei, dass die Bevölkerung insgesamt gesünder wird.“
Für realistische Körperbilder sensibilisieren
Soziale Netzwerke und Fitness-Influencer dürften gerade auch Junge ins Studio ziehen. „Für Kraft- oder Ausdauertraining braucht es meist keine besonderen Talente, das ist leicht zu lernen“, sagt Jürgen Hobiger: „Es gehört zum guten Ton, ins Fitness-Studio zu gehen.“ Und: Die soziale Komponente scheint wirklich wichtig zu sein. Die Gruppe junger Leute werkt inzwischen an Geräten. Man motiviert sich gegenseitig, spricht über Trainingsmethoden. „Die klassische Mucki-Bude wurde zu einer Lifestyle-Einrichtung und zum Treffpunkt“, schmunzelt Hobiger: „Fast wie eine Disco.“
Bei aller Freude über Fitness-Trends: Als Betreiber sieht er den Job von ihm und seinem achtköpfigen Team auch darin, zu sensibilisieren. „Viele Influencer machen einen guten Job. Man muss aber aufpassen, dass nicht suggeriert wird: Du kannst nur erfolgreich sein, wenn du schön bist“, betont er. Gerade gegenüber jungen Menschen könne das großen Druck aufbauen: „Wenn wir mit Schülern arbeiten, sprechen wir über ihre Vorstellungen und Ziele – und erklären auch, was realistisch ist und was nicht.“
Duftkerzen in der Mucki-Bude
Freilich spüren auch Jürgen Hobigers Injoy-Studios die Teuerung, er spricht von einer Verdreifachung der Energiekosten. Damit die Mucki-Bude als Lifestyle-Einrichtung funktioniert, reicht das Angebot an Fitness-Geräten längst nicht mehr aus. „Es braucht auch abseits davon ein Konzept, etwa was den Geruch und die Beleuchtung betrifft“, sagt der Geschäftsführer. Am Tisch vor ihm steht eine Duftkerze.
Das gefällt nicht nur jungen Kunden. Mittlerweile zieht es auch viele Senioren ins Fitness-Studio – die zweite Spitze in der Alters-Verteilung der Kunden liegt bei 58 Jahren. Kurze Zeit nach der Gruppe Junger beginnt ein Herr, Ende 70, mit seinem Training. Er habe seinen ganzen Freundeskreis als Mitglieder mitgebracht.