Frech und flapsig, temporeich und schräg erzählt die steirische Autorin Maria Hofer in „Arsen“ von einem Kulissendorf in den Bergen. Hier im fiktiven Arndorf ist das Leben scheinbar authentisch und perfekt. Doch der schöne Schein trügt. Denn unter der Oberfläche verbirgt sich das gefährliche Arsen, das die Arndorfer abbauen und mit dessen Vermarktung sie Touristen, vom Esoterik-Guru bis zur Influencerin, anziehen: „Erich weiß, die Zukunft ist Arsen. Das Pulver, das so viele beim Wandern immer auf das Speckbrot streuen. Das, was sich die Künstler beim Videodreh tatsächlich ins Gesicht schmieren.“
Die Leserin lernt neben Erich noch Nora und Rupert kennen, Vera und Loth, Aussteiger, Selbstoptimiererinnen, Achtsamkeitsfanatiker und andere mehr. „Sie konnte bisher die Abwesenheit ihres Lebens ganz gut ertragen, wenn sie im Sommer im Waldgasthaus gekellnert hat. Sie bieten im Waldgasthaus („WGH“) überteuert die gleichen regionalen Produkte an wie fast alle Gasthäuser drumherum und übrigens auch alle großen Supermarktketten, die regionale Sonderverträge haben. Aber weil man ein bisschen mehr zahlt, ist das anscheinend gesünder.“
Heimatroaman ist das keiner
Heimatroman ist das keiner, dafür ist die lakonische Sprache viel zu giftig. Antiheimatroman sollte man ihn auch nicht nennen, wendet er sich doch schon inhaltlich gegen alles, was nach Etikettierung aussieht. Am ehesten trifft es wohl noch „rasante Gesellschaftssatire“ mit Seitenhieben auf österreichische Eigenheiten von Trachtenkult bis Zirbenschnaps.
Überzeichnet und zynisch ist diese Bestandsaufnahme des Zeitgeistes, der wohl nicht nur in Österreich sein Unwesen treibt. Doch bei uns haben bitterböse literarische Analysen ja Tradition. Passt also vielleicht doch die Klassifizierung als Anti-Heimatroman? Wie auch immer. Gut zu lesen ist „Arsen“ auf jeden Fall.
Maria Hofer. Arsen. Leykam Verlag. 266 Seiten, 24,50 Euro
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