Home » Lifestyle » Luxus: Die Firma, jeden Wunsch wahr werden lassen kann – auch Hunde klonen – WELT

Share This Post

Lifestyle

Luxus: Die Firma, jeden Wunsch wahr werden lassen kann – auch Hunde klonen – WELT

Luxus: Die Firma, jeden Wunsch wahr werden lassen kann – auch Hunde klonen - WELT

Sydneys „Harbour Bridge“ für einen Heiratsantrag sperren lassen? Kein Problem für Darren Ellis und sein Team. Der Luxusdienstleister Quintessentially organisiert für seinen Kunden besondere Aktivitäten und öffnet auch noch die letzte Hintertür. Wir sprachen mit dem CEO.

Der Mann, dessen Mitarbeitende „24/ 7/ 365“ weltweit so ziemlich jeden Wunsch wahr werden lassen können, wirkt selbst bemerkenswert genügsam. Vielleicht, weil er im Berliner Soho House an einem Tisch voller Comfort Food sitzt. Wie im Kino sind Schokokekse und Popcorn aufgefahren bei der Begegnung mit Darren Ellis, CEO von Quintessentially, dem wohl bekanntesten „Luxus Lifestyle Management“-Unternehmen. Zu dessen Tausenden Kunden zählen auch zahlreiche Unternehmen und etwa die gesamte saudi-arabische Premier League. Um sie kümmern sich unter anderem sogenannte Lifestylemanager, die bei allen Belangen, die das Leben kompliziert machen und Zeit rauben, zum Einsatz kommen.

Je nach Höhe des Beitrags und der gewünschten Dienstleistung (ab ungefähr 8000 Euro pro Jahr) kann das alles Mögliche sein: von Reservierungen in Restaurants, Planung und Organisation besonderer Reisen, Events, Umzügen, oder Unterstützung beim Kauf von Kunst und Immobilien bis hin zum Coaching des Nachwuchses, um für die Aufnahmeprüfung an Eliteschulen und Universitäten vorbereitet zu sein.

Der 63-jährige Engländer und ehemalige Investmentbanker ist seit 2021 CEO von Quintessentially, das vor 25 Jahren in London von Ben Elliot, einem konservativen Politiker und Neffen von Queen Camilla, gegründet wurde. 35 Büros unterhält man weltweit, einige davon sind besonders relevant. Derzeit gibt es in Deutschland über 300 Mitglieder, aber die Nachfrage sei so hoch, dass das Land nun zu den hervorgehobenen Standorten gezählt wird.

ICON: Welchen Service nutzen Sie in Ihrem eigenen Club am liebsten?

Darren Ellis: Ich nutze ihn vorwiegend für Reisen, Restaurantbuchungen, Sport- und Musikevents. Vergangenes Jahr bin ich mit meiner Familie im Westen der USA unterwegs gewesen. In Las Vegas wollten wir Lady Gaga sehen und mein Team sagte mir, dass wir zwei Stunden vorher da sein sollten. Die Überraschung war, dass wir Kostüme angezogen bekamen, als Statisten auf der Bühne an Tische gesetzt wurden und von dort das Konzert erleben durften.

ICON: Deutschland spielt ab sofort eine wichtigere Rolle in Ihrem Portfolio. Welche Mentalität haben Deutsche in Bezug auf Luxusdienstleistungen?

Ellis: Unsere Mitglieder sind einerseits Expats aus der ganzen Welt, die in Deutschland leben, und sich hier ein neues Netzwerk aufbauen. Und es gibt die deutschen Mitglieder, die tatsächlich ein bisschen anders sind als alle anderen: sehr bodenständig. Sie lieben es zu reisen, sind familienorientiert und unkompliziert. Protz ist nicht so ihr Ding. Aber natürlich haben wir auch Hipster-Klienten, die von Lifestylemanagern betreut werden, die alle angesagten Orte kennen.

Lesen Sie auch

ICON: Kann jeder mit dem nötigen Kleingeld bei Ihnen Mitglied werden?

Ellis: Nein. Wir überprüfen unsere Bewerber dahingehend, ob sie auf internationalen Sanktionslisten stehen. Nach dem Angriffskrieg der Russen auf die Ukraine haben wir zudem sofort unser Büro in Moskau geschlossen.

ICON: Viele Ihrer Kunden haben vermutlich Assistenten, sind Mitglieder in exklusiven Clubs und nutzen den Service von Concierges in Luxushotels. Warum braucht es da einen zusätzlichen Service wie Ihren?

Ellis: Wenn unsere Kunden einen Assistenten haben, der ihr Leben organisiert, dann arbeiten wir mit ihm direkt und machen so auch seinen Job einfacher. Wir kennen zudem die Vorlieben jedes einzelnen Kunden besser als jeder Hotelconcierge sonst auf der Welt: Wir wissen, wann der Hund Geburtstag hat, welche Blumen die Ehefrau mag und in welchem Stockwerk das Hotelzimmer liegen muss. In Deutschland gibt es da noch eine weitere Besonderheit: Das Berufliche und das Private ist strikter getrennt. Die Leute wollen nicht, dass der Assistent bei der Arbeit weiß, dass sie im Urlaub die Präsidentensuite buchen.

ICON: Was sind die exzentrischsten Wünsche, die Sie erfüllt haben?

Ellis: Berühmt sind wir dafür, dass wir es geschafft haben, die Sydney Harbour Bridge für einen Heiratsantrag eines Mitglieds zu sperren. Ein anderer Kunde ist ein Jahr lang mit seiner vierköpfigen Familie um die Welt gereist. Da haben wir uns um alle Reservierungen und Aktivitäten gekümmert. Ein sehr ungewöhnlicher Wunsch kam unlängst aus den USA, nämlich den eigenen Hund klonen zu lassen. Auch das haben wir organisiert.

ICON: Akzeptieren Ihre Kunden je ein „nein“ als Antwort?

Ellis: Es gibt kein „nein“, jedenfalls nicht im Sinne von „unmöglich“, wie man es in Deutschland öfter hört. Wenn jemand anruft und sagt: „Ich brauche einen Tisch für acht Personen in 15 Minuten im Nobu“, kriegen wir das in 90 Prozent der Fälle hin. In den anderen Fällen schlagen wir Alternativen vor, und zwar so, dass deutlich wird, dass es noch weitaus bessere Optionen gibt. Wir verstehen es, auf hundert Arten nein zu sagen, ohne es zu sagen. Solange ein Wunsch nicht illegal oder unmoralisch ist, machen wir es möglich.

ICON: Tische in bestimmten Restaurants zu bekommen, ist eine Wissenschaft für sich. In Städten wie New York werden inzwischen Reservierungen online versteigert oder verkauft. Bieten Sie da mit?

Ellis: Nein. Wir haben unsere Leute vor Ort, die sehr gute Beziehungen haben und diese pflegen. Die persönliche Beziehung ist das Geheimnis. Außerdem stehen wir dafür, interessante Leute in die Restaurants zu bringen, die nicht nur Salat bestellen und die auch ordentliches Trinkgeld geben. Und es ist nicht nur New York: Einen guten Tisch im Borchardt’s am ersten Abend der Berlinale zu bekommen, ist kompliziert. Aber mit uns geht das. In Tokio haben wir es geschafft, einen Kunden in einem Restaurant mit nur sechs Tischen, das nur an wenigen Tagen und Stunden in der Woche offen hat, kurzfristig unterzubringen.

Lesen Sie auch

ICON: Leute, die es gewohnt sind, dass ihnen jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird, können aber auch unangenehm oder herablassend wirken.

Ellis: Es stimmt, das gibt es. Und es ist herausfordernd in manchen Gegenden der Welt, zum Beispiel im Mittleren Osten, wo – verallgemeinernd gesprochen – Menschen im Umgang mit Personal vielleicht fordernder sind als anderswo. Aber wir schützen unsere Mitarbeiter, das ist mir sehr wichtig. Viele, die für uns arbeiten, tun das seit langer Zeit, und das ist mir ein besonderes Anliegen.

ICON: Werden Menschen, die sich jeden Luxus leisten können mit der Zeit immer anspruchsvoller und verwöhnter?

Ellis: Die Luxuswelt verändert sich gerade in vielen Bereichen. Wir arbeiten viel kreativer. Bis vor der Pandemie ging es vielen Kunden vor allem darum, Häkchen hinter bestimmte Destinationen zu setzen: Barbados, Mallorca, Malediven zum Beispiel. Heute reicht es nicht mehr, an bekannte Orte zu reisen. Manche Leute nehmen ihre Kinder aus der Schule und bereisen die ganze Welt und an die entlegensten Orte.

ICON: In der britischen Presse gibt es wiederkehrende Berichte über finanzielle Schwierigkeiten innerhalb Ihres Unternehmens, eine drohende Insolvenz gar.

Ellis: Das bezieht sich nur auf einen Teilbereich unseres Unternehmens, nämlich die Lifestylegruppe. Alle anderen Bereiche, wie zum Beispiel Quintessentially Travel, sind davon nicht betroffen. Beim Lifestyle haben wir im vergangenen Jahr Verlust gemacht, aber wir haben dort auch viel investiert, zum Beispiel in unsere App. Unser Umsatz wächst insgesamt um durchschnittlich 20 Prozent im Jahr. Wir sind profitabel und unsere Berechnungen für die kommenden Jahre sind ebenfalls positiv. Und noch etwas: Wir sind derzeit im Gespräch mit verschiedenen Luxusgruppen.

ICON: Solche mit vier Buchstaben?

Ellis: (lacht) Dazu kann ich nichts weiter sagen.

ICON: Wo gehen Sie in Berlin heute Abend essen?

Ellis: Als Sponsoren der Art Basel bin ich immer an Kunst interessiert. Erst machen wir einen Rundgang durch Berlin-Mitte, dann essen wir im Restaurant Veronika beim Fotografiska Museum.

Heike Blümner

Share This Post