46 Euro. So viel ist der Durchschnittsdeutsche bereit, monatlich für sein Fitnessstudio zu bezahlen (Analyse des Deutschen Sportstudio-Verbandes, DSSV). 46 Euro. Darüber können Besitzer amerikanischer Luxus-Sport-Clubs nur lachen. Sie verlangen Summen, für die man sich jede Woche ein neues High-End-Fitnessgerät ins Wohnzimmer stellen könnte.
Womit rechtfertigen die Studios ihre Wucherpreise? Mit dem Versprechen auf ewiges Leben – oder zumindest auf lange Gesundheit.
Auch der Fitnessanbieter „Equinox“ verlangt für sein exklusives Ambiente und einen Rundum-Service horrende Summen
In den USA sind teure Fitnessketten wie „Continuum Club“, „Life Time“ oder „Equinox“ auf den Longevity-Hype aufgesprungen. Ihre Programme sind auf Langlebigkeit ausgerichtet: anhand der biometrischen Daten der Mitglieder werden personalisierte Routinen zur Verbesserung von Fitness, Ernährung, Schlaf und geistiger Klarheit erstellt.
Luxus-Gyms für das Rundumprogramm
Das Fitnessstudio soll nicht mehr nur ein Ort sein, an dem wir unsere körperliche Verfassung optimieren, sondern das ganze Leben. Schicke Luxus-Gyms bieten schalldichte Co-Working-Bereiche, Ernährungsberatung, Kinderbetreuung, Druckkammern, Infusionen und Workshops zu Gesundheitsthemen. Fitnesstrainer nennen sich hier „Spezialisten für menschliche Leistungsfähigkeit“.
Tom Wingert, Vizepräsident des exklusiven New Yorker „Continuum Club“, will „ein erstklassiges Erlebnis schaffen, bei dem wir genau wissen, was man braucht und uns darum kümmern – man muss nur auftauchen und tun, was wir sagen“, wie er in „Business of Fashion“ (BoF) erklärt.
Als Mitglied durchläuft man einen dreiwöchigen Intensivkurs zur Datenerfassung: Bluttests, Knochendichtemessung, Schlafanalyse, Bewegungsscreening. Die Ergebnisse fließen in die hauseigene Künstliche Intelligenz, die einen individuellen Gesundheitsplan bastelt. Kostenpunkt: umgerechnet 9000 Euro im Monat! Der hohe Beitrag schreckt nicht jeden ab: Vor der Eröffnung des Studios standen 700 Menschen auf der Warteliste.
„Life Time Fitness“, Amerikas größte Fitnesskette, eröffnet landesweit sogenannte Athletic Country Clubs für gut betuchtes Publikum
Zwischen Remote-Arbeit im Co-Working-Space und Trainingseinheit im Gym eine Runde Billard spielen
Die US-Luxus-Gyms warten mit hochmodernen Geräten auf
Auch bei Continuums Konkurrenz „Life Time Fitness“ und „Equinox“ können sich Mitglieder Bluttests unterziehen, auf deren Grundlage ein individueller Plan mit Hormon-, Peptid- und intravenösen Therapien, Trainings- und Ernährungsprogrammen sowie Beauty-Behandlungen erarbeitet wird. Equinox beschäftigt sogar Schlaf-Lehrer, die das Schlafzimmer des Mitglieds umgestalten, um die bestmögliche Erholung zu garantieren. Jährlicher Mitgliedsbeitrag: ca. 40 000 Euro.
Was Continuum-Chef Wingert laut BoF nicht will: einen weiteren Ort erschaffen, an dem „nur die ‚Finance Bros‘ dazugehören“. Er hofft, dass Longevity-Konzepte wie seines bald auch für Otto Normalverbraucher erschwinglich werden. Angesichts der hohen Preise ein weiter Weg.
