Zwischen Gelsenkirchen und Cagliari liegen in Sachen Mentalität Welten — und laut Google Maps 1790 Kilometer. Für Flavio scheint es dennoch völlig selbstverständlich, den Charme beider Orte in seinem künstlerischen Habitus zu vereinen und beide Städte gleichermaßen zu representen.
Die neue Single des Atlantic-Germany-Exports, “Italienische Jungs”, führt einmal mehr den bleiern-verruchten Flavour des Ruhrpotts mit dem von Sonne und Meeresluft gezeichneten sardischen Lebensgefühl zusammen. “Italienische Jungs” ist ein Lifestyle-Manifest — formuliert in präzisen Halbsätzen, verfeinert mit augenzwinkernden Punchlines der Marke “Zwanzigtausend auf dem Schoß, das ist ein Flavio-Moment” und vorgetragen in ignorant-lässiger Manier. Begleitet von kosmisch-verträumten Synth-Flächen und anpeitschenden, in Richtung des Dancefloors schielenden Drums erzählt der Song assoziativ und anekdotenhaft vom guten Leben.
Zwischen großen Pupillen, funkelnden Goldketten auf brauner Haut, schlaflosen Sommernächten mit seiner Liebhaberin und Spritztouren im Cinquecento scheint bei Flavio gerade alles ziemlich perfekt zu sein. Paradoxerweise braucht er — auch das bewies er bereits in jüngster Vergangenheit — nur wenige Keywords und seine einmalige Stimmfarbe, um eine ausgereifte 360-Grad-Kulisse auf Großleinwand zu zeichnen. Heißt in etwa: wer “Italienische Jungs” hört, wird Flavios Film gestochen stark vor Augen sehen, den morgendlichen Espresso schmecken, den dezenten Duft der Gramm-Wage riechen, den Fahrtwind auf der Fahrt Richtung Armani-Store spüren.
“Italienische Jungs” ist ein Mood, ein Gefühl — und reiht sich allein dadurch logisch in Flavios letzte Veröffentlichungen ein. Auf die Singles “Fokus” und “Alte Verläufe” ließ “der Octopus” zuletzt den Sommerhit “Scusi Sorry” mit Monk, SIRA und Themba folgen.