Ein neuer Hedonismus, Hanfanbau, die Trendreiseziele Paris und Südkorea oder auch wilde Mode wie schief geknöpfte Blusen – was im neuen Jahr in Fashion, Travel, Food und Love zu erwarten ist.
Brechen ’24 wie vor 100 Jahren nun die Goldenen Zwanziger an? Es gibt Leute, die das sagen. Zumindest werde der Lifestyle wieder hedonistischer. Gesellschaftspolitisch sind auch einige Änderungen angekündigt, darunter die Cannabis-Legalisierung. Angeblich soll es zur Sache gehen: mehr Fetisch-Elemente in der Mode, freizügigere Stücke wie schief geknöpfte Blusen und der Dating-Trend Bravehearting seien angesagt.
Mode
Modisch im Trend ist, was wir tragen. Zuletzt haben selbst die großen Modedesigner den Stil der Straße aufgegriffen: Hoodies, Bomberjacken, bequeme Hosen und Kleider – und flache Schuhe wie Sneaker. “Einen grundsätzlichen Bruch, ein ganz neues Lebensgefühl”, erkennt Carl Tillessen, Trendanalyst vom Deutschen Mode-Institut. Die 20er-Jahre nehmen Gestalt an, wie er meint. Nach der Hochphase der Pandemie und Jahren der Selbstoptimierung gönnten sich Menschen wieder mehr Vergnügen. Es gebe einen “Hier-und-Jetzt-Hedonismus”. Der gesunde und nachhaltige Lebensstil sei an seinem Ende angelangt, sagt Tillessen. Dieser Lifestyle sei “das ewige Später”. Auf die Dauer jedoch sei der Druck, sich selbst zu optimieren, in Verbindung mit dem Druck, die Welt zu retten, zu viel.
Die Mode werde daher wilder und freizügiger. Das Frivole kehre zurück. “Es wimmelt in der Mode nur so von Fetisch-Elementen”, sagt Tillessen. “Wir sehnen uns nach Zügellosigkeit, brauchen Ventile, wollen ausbrechen, uns ausleben. Und das kommt in der Mode zum Ausdruck”. Zum Beispiel durch “zerrissene Strumpfhosen, schief geknöpfte Oberteile, zerlumpte Kleidung”, sagt der Trend-Analyst. “Die Mode zeigt uns nicht mehr nur den Glanz, sondern auch den Schatten.”
Stil
In eine andere Richtung zielt die Quallenästhetik – eine sanft anmutende Optik mit einer Prise Humor. Laut den Analysten der Online-Plattform Pinterest kann sie 2024 ein Trend in Mode, Beauty und Einrichtung werden. So seien auf dem Kreativportal Suchanfragen etwa nach der Jellyfish-Frisur gestiegen – ein gestufter Haarschnitt mit extremen Längenunterschieden. Und nach Quallen-Lampen – eine Art Lavalampe mit Mini-Medusen-Figuren statt der üblichen Wachsblubber.
Reisen
Als Urlaubstipps verkünden Reiseführermarken für 2024 recht erwartbar die Olympiastadt Paris mit ihrem neuen grünen Selbstbewusstsein oder auch die Kulturhauptstadt Bad Ischl und das Salzkammergut in Österreich. Auch seit Jahren ein Tipp: das Trendsetter-Land Südkorea.
Ein kleiner Reisetrend ist auch das Blind Booking: Flüge oder gleich eine ganze Pauschalreise, ohne zu wissen, wo es genau hingeht. Laut Deutschem Reiseverband (DRV) hat man bei Portalen immerhin grob die Wahlmöglichkeit – ob man etwa Outdoor, Party oder Sonne bevorzuge.
Essen & Trinken
Nur ein Burger oder nur eine Pizza reicht nicht mehr: Angesagt ist laut Pinterest die “Fast Food Fusion”. Lieblingsessen werden kombiniert: Burger-Quesadillas, Instant-Ramennudeln mit Carbonarasoße oder Pizza Pot Pies.
Die New York Times-Reporterin Kim Severson ließ in einem Text über Food-Trends von Expertinnen und Experten 2024 unter anderem zum “Jahr des Buchweizens” ausrufen – und zum “Gericht des Jahres” die Suppe. Außerdem sollen Drinks mit Mahlzeitengeschmack angesagt sein (“Meal-flavored cocktails”). So gebe es etwa in New York schon einen “Caprese Martini” und einen Cocktail mit Waldorfsalatgeschmack. Und in Hongkong könne man einen Drink bestellen, der nach thailändischem Rindfleischsalat schmecke. Prost!
Pflanze
Zum 1. April wird der Cannabis-Besitz in Deutschland legalisiert – wenn der Bundestag noch zustimmt. Damit wird auch der Hanf-Anbau zumindest unter gewissen Umständen zu Hause möglich. Das könnte Hanf zur Trendpflanze des Jahres werden lassen. Was allerdings dagegen spricht: Die Pflanze braucht viel Licht und kann im Freien nur im Sommer geerntet werden. Im Haus braucht Hanf extra Pflanzleuchten.
Liebe, Sex und Zärtlichkeit
Ein gewisser Psychojargon – wie riggern oder toxisch – ist zum Massenphänomen geworden. Beim (Internet-)Dating gibt es inzwischen zahllose Fachbegriffe wie Ghosting (plötzlicher Kontaktabbruch), Breadcrumbing (jemanden nur warmhalten, ohne zu daten) oder Curving (Treffen ohne Begründung vermeiden).
“Ich hoffe sehr, dass 2024 das Jahr des positiven Dating-Trends “Bravehearting” wird: Mut zur Offenheit, Mut zur Tiefgründigkeit, Mut für Verbindung”, zitiert die Kennenlern-Plattform Parship den Paartherapeuten Eric Hegmann.
Die Psychologin Linda Leinweber sagt, es werde schon mehr als früher über Tabus wie psychische Gesundheit gesprochen. Menschen suchten echte Verbindungen, in denen sie ihre Masken fallen lassen können.