Noch nicht einmal 1000 Einwohner hat das Heimatdorf von Janina Klahold, aber ein Theater – die Freilichtbühne Bökendorf. »Bei der Freilichtbühne habe ich angefangen, Kostüme zu machen.
Ich habe mir das alles erstmal selbst beigebracht«, sagt die inzwischen 30-Jährige aus Bökendorf, das zu Brakel in Nordrhein-Westfalen gehört. Damals war sie noch in der Schule, aber interessierte sich schon sehr für Stoffe, Nähen und Design – und weil sie sehr groß ist, habe sie sich auch damals schon gerne selbst passende Kleidungsstücke genäht, sagt Klahold.
Nachhaltige und geschlechtsneutrale Mode
Heute lebt sie in New York, einer Metropole mit mehr als acht Millionen Menschen, und näht immer noch für sich selbst – aber vor allem für die Kunden ihres 2018 gegründeten Modelabels »blk top kope«. Der Name steht für »blacktop«, die urbane Asphaltoberfläche, auf der Leben und Sport der Stadt stattfinden. Und für »Kaleidoskop« – weil ihre Kleidung bunt sei und die Menschen, für die sie sie mache, divers, sagt Klahold: »Weil wir alle so unterschiedlich sind und verschiedene Leben führen und trotzdem zusammenfinden wie ein Kaleidoskop.«
New York gehört zu den Hauptstädten der Modewelt. Ab Freitag (10. Februar) geht die nächste Fashion Week über die Bühne, bei der berühmte Mode-Stars und Labels wie Badgley Mischka, Tory Burch, Calvin Klein, Ralph Lauren oder Prabal Gurung zweimal im Jahr ihre Entwürfe präsentieren, mit berühmten Models auf dem Laufsteg und berühmten Gästen in der ersten Reihe.
Auch Klahold hat mit ihren Entwürfen schonmal an der New York Fashion Week teilgenommen. Dabei ist ihr aber auch klar geworden: Wichtiger als die große Bühne sind ihr für ihr Business eigentlich die eigenen Werte: Sie macht »Athleisure«, inspiriert von Sportkleidung, aber für den alltäglichen Gebrauch, hohe Qualität, aber gemütlich. T-Shirts, Kapuzenpullover, Hosen, alles in etwa umgerechnet zwischen 40 und 150 Euro. Alle ihre Stücke sind geschlechtsneutral – und vor allem nachhaltig hergestellt.
Mehr kreative Freiheit in New York
Die Designerin bestellt ihre Stoffe in Kanada, wo sie auf ressourcenschonende Weise hergestellt würden, und schneidert dann jedes Stück nach Bestellung per Hand. Stoffreste spendet sie an FabScrab, einem Unternehmen, das gegen Mode-Müll kämpft. Denn allein in New York werden den Behörden zufolge jedes Jahr rund 180 Millionen Kilogramm Kleidungsstücke und Stoffreste weggeschmissen – und auch wenn sich viele Mode-Marken offiziell umweltschonenden Zielen verschrieben haben, ist es Experten zufolge bis zu deren weltweiter Umsetzung noch ein weiter Weg.
Das Schneider-Handwerk hat Klahold noch in Deutschland beim Modeunternehmen Gerry Weber gelernt. Den Abschluss ihrer Ausbildung machte sie 2015 als Landesbeste und würde dafür vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag ausgezeichnet. Das damit verbundene Stipendium ermöglichte ihr 2016 den Start in New York, wo sie seit einem Aupair-Jahr in der Nähe unbedingt hin wollte und wo sie erstmal noch ein Modemanagement- und Merchandising-Studium draufsetzte.
New York beeinflusse ihre Mode – und sie, sagt Klahold. »Ich merke, dass ich mich hier mehr entfalten kann.« Aus Deutschland und auch von ihrer Familie, in der niemand in der Modebranche tätig sei, sei immer viel Kritik und auch Unverständnis gekommen, und das habe sie sich immer sehr zu Herzen genommen. »Und hier ist das so, dass ich diese Kritik halt nicht immer ständig höre, und dadurch vielleicht so ein bisschen in eine Richtung gegangen bin, in die ich in Deutschland nicht gegangen wäre. Das hilft mir mehr, ich selber zu sein.«
Farben ziehen Leute an, aber am Ende kaufen sie schwarz
Nach dem Studium arbeitete sie erstmal frei, bevor sie sich 2018 mit ihrem Label selbstständig machte. Noch verkauft Klahold alles online, für die Zukunft könnte sie sich aber auch einen Laden vorstellen. Ihren Traum unterstützt sie derzeit noch mit einem für New York sehr typischen Nebenjob: Dogwalkerin, also mit den Hunden anderer Menschen spazieren gehen.
Noch schneidert Klahold alles selbst in ihrer Wohnung im Stadtteil Brooklyn, die sie sich mit ihrem Mann, mehreren Nähmaschinen und Dutzenden Stoffrollen teilt. Auch einen Teil des Kleiderschranks teilt sie sich mit ihrem Mann – denn die beiden sind in etwa gleich groß, und die von ihr genähten Stücke schließlich geschlechtsneutral.
Etwa anderthalb Stunden brauche sie, um ein T-Shirt zu schneidern, sagt Klahold. Andere Stücke dauern etwas länger. »Trends interessieren mich persönlich nicht. Als Marke muss ich natürlich schon drauf achten, aber ich würde jetzt nichts nur machen, weil es ein Trend ist.« Ein paar Sachen über die Wünsche ihrer Kunden habe sie in den ersten Jahren ihres Labels nun aber schon gelernt, sagt Klahold: »Ich kaufe mehr Schwarz und Weiß bei den Stoffen als bunte Farben, weil ich habe gelernt, Farben ziehen Leute an – und dann kaufen sie am Ende doch Schwarz.«
Informationen zur New York Fashion Week
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