Outdoor-Mode: Das macht sie besonders – und darum ist sie so angesagt.
Wandern ist der neue Nationalsport, befeuert von einer Fangemeinde, die während der Covid-Pandemie das ausgiebige Spazieren für sich entdeckte: Auf Wanderwegen kreuzten sich Alpenverein-Mitglieder mit Leuten, die gerade erst ihre ersten Wanderschuhe einliefen, und Parkplätze an Wäldern waren an sonnigen Wochenenden so heiß umkämpft wie sonst Terrassenplätze in hippen Restaurants. Gleichzeitig mit diesem Drang nach draußen änderte sich auch der textile Bedarf der Bevölkerung. Kaschmirpullover und Lederstiefel kann man auch im Forst tragen, klar. Aber wasserdichte Schuhe und ein Windbreaker vertragen sich dann noch besser mit den Gegebenheiten abseits von sauber gepflasterten Gehsteigen. Outdoor-Mode war plötzlich sehr gefragt. Wie sich diese neu erschlossene Produktwelt nun binnen kürzester Zeit verändert und auch die Modebranche involviert, damit hat niemand gerechnet.
Outdoor-Mode hat sich nach und nach zu einem Lifestyle etabliert
Kaum war ein größerer Teil der Bevölkerung in atmungsaktive, bequeme sowie wetterfeste
Stoffe eingehüllt, wollte er sie auch nicht mehr ausziehen – auch weit nach den Lockdowns. Essentials für Profis, wie der “Expedition Parka” von Canada Goose, der eigentlich für wissenschaftliche Mitarbeitende einer Antarktis-Station entworfen wurde, kleideten Menschen in eher selten eingeschneiten Großstädten, kombiniert zur Jeans. Funktionsmode wurde zur täglichen Begleitung und etablierte sich noch mehr als je zuvor zu einem Lifestyle. Es gab über Saisons hinweg einen extremen Andrang in den Geschäften von hochpreisigen Outdoor-Labels. Die Ästhetik? Musste in weiten Teilen erst mal aufholen. Einschlägige High-Performance-Marken kooperierten mit High-Fashion-Brands, um sich Credibility von beiden Seiten zu holen, Teenager überboten sich online für Mode, die von ihren Eltern vor der Jahrtausendwende getragen wurde. Trend-Insider sind sich einig, dass all diese Momente, die generations- und stilübergreifende Faszination für Outdoor-Mode, zum großen Durchbruch des sogenannten Gorpcore-Trends wurden. Der Begriff leitet sich vom Akronym GORP ab, einer Abkürzung für “Good Old Raisins and Peanuts”. Das ist die englische Bezeichnung für Studentenfutter, einem beliebten Snack für Wanderungen und Outdoor-Expeditionen. Aufgekommen ist dieser Trend erstmals sichtbar in den Neunzigerjahren, als zunächst Rapper:innen den Look fernab von Trails auf die Straße brachten und sich mit Outfits aus Daunenjacken, Cargos und sehr robusten Schuhen präsentierten. Fleece und Nylon hielten sich seit jeher wacker in der Mode, bevor sie einer exponentiellen Nachfrage in den vergangenen Jahren begegneten. Die große Frage, die nun im Raum steht, lautet: Wie werden die nächsten modischen Schritte dieses Trends aussehen? Sich ändernde Klimaumgebungen erfordern zunehmend neue Entwicklungen. Gesucht wird: die Eier legende Wollmilchsau unter den Anoraks, in der man nie schwitzt, keinesfalls friert, die wenig Platz einnimmt, gemütlich auf dem Körper liegt und dabei (und in erster Linie) sehr gut aussieht. Ein kühnes Vorhaben, um es mal vorsichtig zu formulieren. Was ist überhaupt noch möglich?
Instagram content
This content can also be viewed on the site it originates from.