Der Berliner Grünen-Politiker Benedikt Lux hat nach 16 Jahren im Abgeordnetenhaus sein Mandat verloren, seine Partei um Spitzenkandidatin Bettina Jarasch landet wohl bald auf der Oppositionsbank. Im Interview mit der Berliner Zeitung analysiert der studierte Jurist die Fehler der rot-grün-rot Koalition, erklärt den Erfolg von Kai Wegner und verrät, ob er schon einmal in die CDU eintreten wollte.
Berliner Zeitung: Herr Lux, 16 Jahre saßen Sie für die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus. Im Februar sind Sie rausgewählt worden. Wie groß war der Schock, als Sie von Ihrem Ausscheiden erfuhren?
Benedikt Lux: Das war eher ein schleichender Entzug. Ich hatte da so eine Vorahnung, die Stimmung auf der Straße gegen uns Grüne war schon enorm. Aber politische Mandate sind zum Glück kein Eigentum, sondern geliehen. Das kann dann auch schnell weg sein.
War es das mit der politischen Karriere oder greifen Sie noch mal an?
Das fragen Sie einen Marathonläufer, der gerade eben nur als Zweiter ins Ziel eingelaufen ist? Ich mache jetzt erst Mal Anwalt. Es bleibt sehr sinnvoll, sich – egal, an welcher Stelle –für die grüne Idee einzusetzen. Die Wahl zeigt ja auch, dass wir sie noch besser erklären müssen, die Leute nicht überfordern dürfen und uns besser auf Angriffe vorbereiten müssen. Das Anti-Grüne wird ja mehr und mehr zum Lifestyle. Nicht gut, wenn wir die großen Herausforderungen unserer Gesellschaft und unserer Stadt gemeinsam angehen wollen.
2021 holten die Grünen in Berlin noch viele Direktmandate. Auch Sie gewannen als erster Grünen-Politiker in Steglitz-Zehlendorf überhaupt ein Direktmandat. Nun, bei der Wiederholungswahl marschiert die CDU an
allen vorbei. Warum sind die Wähler so wankelmütig?
Naja, mich haben fast genauso viele Menschen gewählt wie 2021. In jedem zweiten Berliner Wahlkreis hätte das für den ersten Platz gereicht, nicht in Steglitz.
Was hat die CDU richtig gemacht und die rot-grün-rote Koalition falsch?
Rot-Grün-Rot hat sich zu viel öffentlich gestritten und zu wenig gezeigt, dass sie auch am grundlegendem Funktionieren unserer Stadt arbeitet, die Krisen gut abfedert. Die CDU hatte eine super Ausgangsposition und hat es geschafft, die Unzufriedenen aus allen Bereichen zu sich zu ziehen.
Haben Sie mal darüber nachgedacht, in die CDU einzutreten?
Nee, niemals. Die CDU ist eine „alles soll so bleiben wie es ist“-Partei. Da unterscheidet sie sich kaum von der jetzigen SPD. Aber ich würde sehr gerne viele Gespräche mit den Wählern der CDU führen. Ich bin ja selber in einem christlichen Haushalt aufgewachsen. Meine Oma hat noch das Zentrum gewählt und was daraus geworden ist. Eine Generation, die das Land wieder aufgebaut hat, die nicht geflogen ist, nur einmal die Woche
Fleisch gegessen hat. Die wissen, wie man mit Selbstdisziplin durch Krisen kommt. Eine Generation, die wir Grüne viel zu wenig erreicht haben, obwohl es von denen so viel zu lernen gibt. Schade, dass die immer noch in großen Teilen CDU wählen.
Insider behaupten, dass die Grünen und die CDU sich in den Sondierungsgesprächen nicht schnell genug einig wurden. So kam Giffey den Grünen zuvor, kündigte Sondierungsgespräche mit der Union an. Kann man den Grünen Langsamkeit und fehlenden Mut zum Vorwurf machen?
Nein, wir haben immer gesagt, wo wir stehen. Giffey war da einfach viel flexibler und hatte die Macht, die SPD kurzfristig zur Mehrheitsbeschafferin zu machen. Man fühlt sich an die FDP in den Achtzigern erinnert.
Die Jusos wehren sich gerade vehement gegen eine schwarz-rote Koalition. Wird diese noch scheitern und bekommen die Grünen dann die Chance, doch noch zu regieren?
Der Ball liegt bei den Mitgliedern der SPD. Keine Ahnung wohin der gespielt wird.
Danke für das Interview und alles Gute