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Ausstellung zu weiblicher Beschneidung – Statt Lifestyle: Basler Fotografin dokumentiert eine gesellschaftliche Umwälzung

Ausstellung zu weiblicher Beschneidung – Statt Lifestyle: Basler Fotografin dokumentiert eine gesellschaftliche Umwälzung

Statt Lifestyle: Basler Fotografin dokumentiert eine gesellschaftliche Umwälzung

Diese drei Frauen gehören zu einer Gruppe von Dorfbewohnerinnen, die über die Beschneidung von Mädchen und Frauen aufklären.

Claudia Link reist regelmässig rund um die Welt und setzt für Lifestylemagazine Land und Leute ins beste Licht. Im Mai dieses Jahr war sie in Senegal, aber dieses Mal nicht, um ein Reiseland zu bewerben: Im Süden des westafrikanischen Staates näherte sie sich gemeinsam mit der Soziologin Sarah Martin dem Thema weibliche Genitalbeschneidung an.

Die beiden Frauen haben vor zweieinhalb Jahren die ästhetisch-ethische Datenbank Aethik gegründet. Dort bieten sie Fotos zu verschiedenen Themen an, die nicht den gängigen Stereotypen entsprechen. Das Fotoprojekt in Senegal setzen sie gemeinsam mit der Basler Entwicklungsorganisation Iamaneh um, die in Westafrika und im Westbalkan Frauen und Kinder unterstützt, die von Armut und Gewalt betroffen sind. Die Institution feiert ihr 45-jähriges Bestehen und wollte zu diesem Anlass eine Fotoausstellung realisieren und das Thema Genitalbeschneidung sowie ihre Projektarbeit in den Mittelpunkt stellen. Die Ausstellung mit dem Titel «Ganz Frau» ist vom 11. bis 15. Dezember im kHaus in Basel zu sehen.

Claudia Link (links) und Sarah Martin lernten in Senegal, dass das Thema weibliche Genitalbeschneidung komplexer ist als gemeinhin angenommen.

«Wir gingen mit einer gewissen Vorstellung ans Thema, die sich im Verlauf des Projekts stark verändert hat», sagt Sarah Martin. Auf den Fotos der Ausstellung sieht man denn auch keine formelhaften Aufnahmen, etwa von Rasierklingen oder von Orten, wo die Beschneidungen stattfinden.

Stereotype funktionieren nicht

Denn bei ihren Besuchen in Dörfern, wo Iamaneh gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen ein Projekt gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen umsetzt, hätten sie gemerkt, dass das Thema viel komplexer sei als die Vorstellung, die man hierzulande davon habe, sagt Martin: Nämlich «dass Eltern ihren Töchtern absichtlich Schlimmes antun». Denn im Prinzip werde die Beschneidung als Übergangsritual vom Mädchen zur Frau angesehen, das den Frauen ihre wichtige soziale Stellung in der Gemeinschaft garantiere.

Fatou Diatta hat ein Projekt lanciert, mit dessen Hilfe die Beschneidung von Mädchen und Frauen in Senegal beendet werden soll.

Fatou Diatta, die das Projekt entwickelte und leitet, setzt deshalb auf die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung der 13 Dörfer in der Projektregion Ziguinchor mit insgesamt 40’000 Bewohnerinnen und Bewohnern. «Die Beschneidung ist vielerorts Teil eines Sozialisierungsprozesses, der nicht einfach weggelassen werden kann», hat Fotografin Link bei ihrem Aufenthalt erfahren. Deshalb habe man im Rahmen des Projekts nach anderen, symbolischen Möglichkeiten gesucht, um das Initiationsritual zu feiern. Die Überzeugungsarbeit von Fatou Diatta lohnte sich: Im Oktober erklärten sich die Beschneiderinnen aller 13 Dörfer bereit, keine Mädchen und Frauen mehr zu beschneiden und eine Alternative für das Ritual zu finden, was auch in der Ausstellung gezeigt wird.

Projekt funktioniert

An den Augenblick, an dem sie eine Beschneiderin fotografieren konnte, erinnert sich Claudia Link noch gut – diese Frauen geniessen einen hohen Status und gelten als Bewahrerinnen der Traditionen: «Es war ein ehrfürchtiger Moment.» Link und Martin hielten sich eine Woche lang in Senegal auf. In dieser Zeit seien sie den Menschen vor Ort sehr nahe gekommen. Dennoch hätten sie sich gefragt, ob sie als weisse, unbetroffene Frauen zu diesem Thema eine Ausstellung machen dürften.

Diese Frau liess sich als Jugendliche beschneiden, weil sie von ihren Altersgenossinnen ausgeschlossen wurde.

Link und Martin zeigen die Frauen, die sie angetroffen haben, nicht als Opfer, sondern als starke, selbstbewusste Individuen. So sind auf den Bildern etwa Frauen zu sehen, die sich in den Dörfern für die Sensibilisierung zum Thema Beschneidung einsetzen, aber auch das Porträt einer Frau, die als 15-Jährige ihre Mutter anflehte, sie beschneiden zu lassen. «Sie war von ihren Altersgenossinnen ausgeschlossen worden, weil sie nicht beschnitten war. Später bereute sie diesen Entscheid», so Link.

Fotografisch sei sie sehr bewusst, aber nicht anders vorgegangen, als wenn sie eine Reisereportage für ein Magazin mache. «Man darf nicht vergessen: Es ist mein Blick auf den Bildern, kein objektiver und nicht jener der Menschen vor Ort», sagt sie. Zusammen mit den Begleittexten gewähren die 38 Bilder der Ausstellung einen beeindruckend ästhetischen und respektvollen Einblick in eine Gesellschaft und deren Strukturen, über die oft nur stereotype Vorstellungen vorhanden sind.

Fotoausstellung «Ganz Frau»: Vom 11. bis 15. Dezember im Saal des kHaus; täglich geöffnet von 16 bis 19 Uhr; öffentliche Führungen täglich um 18 Uhr; Informationen zu begleitenden Veranstaltungen finden sie hier.

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