- Nach unserem Empfinden vergeht die Zeit im Alter schneller
- Gehirn von älteren Menschen verarbeitet Eindrücke langsamer
- Kinder zwinkern schneller und öfter und nehmen so mehr Bilder auf
- Auch der digitale Lifestyle spielt eine Rolle
Von der frühen Kindheit bis zur Einschulung, endlich Mofa fahren, warten bis zum 18. Geburtstag, Sommerferien dauern gefühlt ewig: Ist nicht früher die Zeit viel langsamer vergangen? Kalendarisch und auf dem Ziffernblatt der Uhr natürlich nicht. Forscher*innen der Duke University in Durham im US-Bundesstaat North Carolina haben in einer Studie eine Erklärung für dieses Phänomen gefunden.
Zeit vergeht im Alter schneller: Gehirn verarbeitet Bilder langsamer
Die Wissenschaftler*innen fanden heraus, dass die vermeintliche Beschleunigung der Zeit an der Art und Weise liegt, wie das Gehirn Bilder verarbeitet. Je später die Lebensphase, desto langsamer verarbeiten wir Eindrücke. Wie die US-Forscher*innen in der Veröffentlichung schreiben, liege das an der im Laufe der Zeit komplexer und größer werdenden Neuronen- und Nervennetze im Gehirn. Über längere Pfade dauert die Verarbeitungsdauer länger. Darüber hinaus müssen die elektrischen Signale auf gealterten Bahnen mehr Widerstand überwinden.
Durch diese altersbedingte Entwicklung des Gehirns kann dieses weniger Bilder von Ereignissen in der gleichen Zeit verarbeiten. Die Zeit vergeht schneller. In jungen Jahren hingegen können die Bahnen im Gehirn mehr Bilder pro Tag transportieren. Das hat zur Folge, dass die Zeit gefühlt langsamer vergeht.
Einen weiteren Grund für das Zeitempfinden sieht der Hauptautor der Studie, Adrian Bejan, in der Art, wie wir die Bilder aufnehmen. Jeder Mensch bewegt die Augen ständig unbewusst ruckartig. Dieses Zwinkern nennen Wissenschaftler*innen sakkadische Augenbewegungen. Säuglinge zwinkern schneller und öfter als Erwachsene. Deshalb nehmen sie mehr Bilder in der gleichen Zeit auf.
Neue Studie: Digitaler Einfluss lässt Zeit schneller vergehen
Der Zeitforscher Marc Wittmann vom Institut für Grenzgebiete der Psychology und Psychohygiene an der Universität Freiburg führt das Zeitempfinden auf den heutigen Lifestyle zurück. Er beschäftigt sich in einer Studie nicht mit dem Unterschied zwischen jungen und alten Menschen. Er analysierte das, was viele Erwachsene denken: Die Zeit vergeht immer schneller.
Laut Wittmann liegt dieses Empfinden an den zunehmend digitalen Technologien. Wir sind ständig und überall erreichbar, suchen permanent nach Informationen. Er sieht keine Grenzen mehr zwischen Arbeit und Freizeit. Das beschleunigt das Lebenstempo und somit das Zeitempfinden.
Wie die Digitalisierung mit der in der Wahrnehmung immer schneller vergehenden Zeit zusammenhängt, ist Gegenstand eines wissenschaftlichen länderübergreifenden Projektes, das 2025 abgeschlossen sein soll. Zu den Ergebnissen wollen die Forscher*innen durch Interviews, Online-Fragebögen, psychophysiologischen Aufzeichnungen und Echtzeit-Verhaltensanalysen kommen.
Fazit: Die Ursachen für die gefühlte schnellere Zeit liegen unter anderem in der Entwicklung des Gehirns
Der Mensch nimmt die Zeit mit zunehmenden Alter als schneller wahr, als sie Uhren und Kalender anzeigen. Das ist aber nur ein Empfinden. Dieses liegt zum einen an langsameren Gehirnströmen bei älteren Menschen. Zum anderen nehmen Kinder durch schnelleres automatisches Blinzeln mehr Bilder in der gleichen Zeit auf. Ein weiterer wissenschaftlicher Ansatz: Die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmt, wir sind immer und ständig erreichbar. Das lässt und quasi die Zeit vergessen.
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