Trinken, kiffen, shoppen, zocken: Die Grenzen zwischen Lifestyle und Sucht sind fließend. Wer gefährdet ist und was Betroffenen hilft, erklärt Psychotherapeutin Franca Cerutti.
Kein Bundesligaspieltag ohne Tippspielwerbung, kaum eine Geburtstagsfeier ohne Alkohol – und an der Supermarktkasse müssen wir die Augen schließen, um nicht an Schokolade zu denken. Unser Alltag ist voller Verlockungen, Versprechungen – und wir selbst verharmlosen oft die Gefahr.
Noch ein Feierabendbierchen? Klar, aber ein Großes. Oder auch zwei.
Die Grenzen zwischen Lifestyle und Sucht sind fließend, nicht nur beim Alkohol. Was ursprünglich entspannte, kann irgendwann unser Leben vereinnahmen.
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»Jede Art von Verhalten, wenn es zu einem suchtartigen geworden ist, kann erheblichen Leidensdruck auslösen«, erklärt Psychotherapeutin und Bestseller-Autorin Franca Cerutti im SPIEGEL-Podcast Smarter leben.
»Natürlich gibt es Suchtmittel, die, wenn sie an einen bestimmten Stoff gekoppelt sind, körperlich bei Weitem zerstörerischer sind als eine Sportsucht. Aber die kann auch ein erhebliches Leiden auslösen, genauso wie Kaufsucht. Die zerstören trotzdem das Leben und die Beziehungen und das ganze soziale Umfeld.«
Toleranzsteigerung und Kontrollverlust sind zwei weitere Anzeichen, die auf den Übergang von riskantem Verhalten hin zur Abhängigkeit hindeuten. Aber sich diese Entwicklung ehrlich einzugestehen, fällt vielen Menschen schwer.
Deshalb kann es sinnvoll sein, Betroffene anzusprechen, falls es das Verhältnis und die Situation zulassen. »Nicht vorwurfsvoll, nicht anklagend«, betont Cerutti. »Auch nicht im Sinne von: Hier, ich habe dich überführt!«
Vielmehr geht es darum, mit Fingerspitzengefühl die Beobachtung zu teilen, genauso die Sorge. Gleichzeitig müssen sich Angehörige abgrenzen und auf sich selbst besonders aufpassen. Leicht rutschen sie in eine Co-Abhängigkeit, auch Depressionen oder Angststörungen treten auf.
»Es gibt nahezu nichts, was Angehörige so hilflos machen kann und so verzweifeln lässt, wie an der Seite von jemandem zu sein, der eine Abhängigkeit hat«, sagt Cerutti. »Charakteristisch für jede Art von Abhängigkeit und Sucht ist nun mal, dass alles andere in den Hintergrund tritt, einschließlich der Liebesbeziehung, einschließlich meiner Familie, meiner Kinder.«
Was kann Angehörigen und Betroffenen also konkret helfen? Wie rutschen wir nicht in eine Sucht ab, wenn wir unser Verhalten als riskant betrachten? Und wer ist besonders gefährdet?
Darüber spricht Franca Cerutti im SPIEGEL-Podcast »Smarter leben«.
Die aktuelle Folge hören Sie hier:
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