Einige Wochen vor Beginn der dänischen Messesaison wurde plötzlich die Übernahme von Revolver durch den Konkurrenten CIFF bekannt gegeben. Die beiden Messen, die seit mehreren Jahren gleichzeitig in der dänischen Hauptstadt stattfinden, wollen ihre Kräfte bündeln, um den Ruf Kopenhagens als Modestadt während der Messesaison weiter zu stärken. Während der Messeausgabe Anfang Februar sind die beiden Messen noch nicht offiziell zusammen, aber unter den anwesenden Marken und Besucher:innen ist es ein heißes Thema. Auf dem Messegelände kann man Hinweise darauf entdecken, wie sich die Messen auf die Zukunft vorbereiten.
Im Sommer 2022 gab es auf dem dänischen Messegelände bereits Gerüchte über eine Zusammenarbeit zwischen CIFF und Revolver. Es war die Rede von benachbarten Veranstaltungsorten oder anderen weitreichenden Kooperationen. Die Zusammenarbeit ist auch genau das, was die brandneue CIFF-Direktorin Sofie Dolva gefordert hat. Im Gespräch mit FashionUnited wies Dolva darauf hin, dass die Modeindustrie mehr zusammenarbeiten müsse, um die Zeit nach der Pandemie zu gestalten. Dass die neue Direktorin eine groß angelegte Fusion andeutete, verriet sie damals nicht.
Beauty feiert Premiere auf der CIFF
Im Sommer 2022 kündigte Dolva eine mögliche Erweiterung der CIFF um die Bereiche Beauty und Lifestyle an. Dieses Versprechen löste sie bei dieser Ausgabe ein. „Indem wir skandinavische Beauty-Marken und neue Lifestyle-Marken vorstellen, ermöglichen wir einen ganzheitlicheren Ansatz für das Konzept der Mode und sorgen dafür, dass Buyer, Presse und Verbraucher:innen eine offenere, integrativere und zeitgemäßere Messe erleben”, so Dolva in einer Mitteilung der Messe.
Dem Beauty-Bereich ist eine eigene Halle im Veranstaltungsort Bella Center gewidmet, in der die CIFF seit Jahren stattfindet. Rund 20 ‘Clean Beauty’-Marken – Kosmetik-Marken, die auf umstrittene Inhaltsstoffe verzichten – sind hier versammelt, alle mit anspruchsvoll gestalteten Ständen. Während die Stände der Mode- und Accessoire-Marken mitunter groß und sperrig sind, sorgen die Beauty-Stände für frischen Wind im Messekonzept.
Heidi Maltby, Hautexpertin und Gründerin der Hautpflegemarke Smuk, genießt es, auf der Messe Branchenkolleg:innen kennenzulernen. Ihre Anwesenheit auf der CIFF dient hauptsächlich dazu, die Messe auszuprobieren, was für jede Marke im Kosmetik-Bereich gilt. Dass die Modemesse in den Bereich der Beauty expandiert, versteht sie – schließlich machen die Einzelhändler das schon seit einigen Jahren so. „Ich verkaufe 50 Prozent meiner Produkte an reine Beauty-Einzelhändler und die anderen 50 Prozent an Mode-Einzelhändler”, erklärte sie gegenüber FashionUnited. Schönheitsprodukte sind eine nette Kleinigkeit, die die Kundschaft von Modehändlern für sich selbst oder als Geschenk für andere mitnehmen kann. Außerdem ist es eine Bereicherung für das Erlebnis in einem Modegeschäft, wenn auch Schönheitsprodukte angeboten werden.
Monique Macutay von Raaw Alchemy hofft, einige große Buyer anzulocken. „Auf der Besucherliste der CIFF stehen große Namen wie Net-a-Porter. Das wäre schön.” Im Vorfeld der Messe nahm die Marke mit mehreren Unternehmen Kontakt auf, um mögliche Vereinbarungen zu treffen, was jedoch nicht immer reibungslos verlief. „Eine andere Beauty-Messe, an der unsere Marke in Bologna teilgenommen hat, hatte ein Buchungssystem, mit dem man Termine mit Buyern buchen konnte. Das wäre praktisch, aber vielleicht ist das in der nächsten Saison möglich.”
Die Kosmetikmarke Nuori wurde unter anderem von Sofie Dolva eingeladen, die vor ihrer Tätigkeit bei der CIFF in der Kosmetikbranche aktiv war. Die Marke hat keine großen Erwartungen und sieht die Messe eher als gute PR, damit Einzelhändler und andere die Marke kennenlernen.
Im Bereich Lifestyle gibt es bereits mehrere Marken, die in den verschiedenen Hallen vertreten sind. Dazu gehört die Marke Design Letters, die neben Haushaltswaren auch Accessoires anbietet. Die Lifestyle-Marken sind nicht in einem eigenen Bereich, sondern überraschen die Besucher:innen beim Schlendern durch die Gänge.
Fusion der dänischen Messen CIFF und Revolver: Bleiben die einzigartigen Identitäten erhalten?
Dass es beim CIFF mehr Segmente gibt, hält Marie Schøyen von Way CPH für eine gute Sache. „Man merkt, dass die Atmosphäre anders ist. Es geschehen gute Dinge, und ich freue mich auch sehr über die Fusion von CIFF und Revolver. Mode ist nicht mehr nur Kleidung – es ist jetzt ein ganzheitlicher Ansatz”, so die Gründerin der Marke gegenüber FashionUnited. Die von Schøyen dargelegte Auffassung wird an mehreren Ständen auf der CIFF geteilt. Die Modemarke Notes du Nord kehrt nach mehreren Jahren der Abwesenheit zur CIFF zurück. „Wir finden die Vision für ‘CIFF 2.0’ sehr interessant und sie passt perfekt zu uns als Marke”, sagte CEO Rasmus Oreby in einer Erklärung. „Wir schätzen besonders die Einführung des Beauty-Segments und sehen, wie es die Modemarken ergänzt – auch aus der Kaufperspektive.” Die Zusammenarbeit, sei es zwischen Mode und Beauty, sei es zwischen Revolver und CIFF, kommt also auf der letztgenannten Messe gut an. Eine stärkere dänische Modeindustrie wird als etwas Positives gesehen. Wer sich bei Revolver umhört, hört jedoch auch andere Stimmen.
Die Revolver findet an mehreren Orten in der Kopenhagener Innenstadt statt. So befindet sich beispielsweise ein Teil der Marken in den Øksnehallen und ein Teil im Forum. Zwischen den Veranstaltungsorten verkehren Shuttlebusse, die zum ersten Mal auch in Richtung CIFF fahren – eine erste physische Manifestation der Zusammenarbeit zwischen den beiden Messen. Mehrere Aussteller:innen in den Øksnehallen äußerten sich besorgt über die Fusion von CIFF und Revolver. Sie befürchten, dass die einzigartige Atmosphäre in den Øksnehallen – ein über 100 Jahre altes Gebäude, in dem früher Rinder gehalten wurden – durch die Fusion verloren gehen wird. Zugegeben, das Bella Center, in dem die CIFF seit Jahren untergebracht ist, hat weniger Atmosphäre als die Øksnehallen, aber letztere sind relativ klein und werden schnell mit Marken vollgestopft, so dass kein Platz für eine Erweiterung bleibt. Die Atmosphäre auf der Revolver-Messe wirkt eher wie ein jüngerer und modernerer Cousin der CIFF.
Bei der Schmuckmarke Hultquist Copenhagen heißt es, man habe gehört, dass alle Marken im nächsten Sommer von Revolver ins Bella Center umziehen werden. Offizielle Pläne für das neue Konzept wurden von der Organisation jedoch noch nicht bekannt gegeben, so dass die Menschen an den Ständen meist neugierig und angespannt warten.
Bei der niederländischen Marke Fabienne Chapot, die sich auch in den Øksnehallen befindet, regiert die Neugierde. Die Marke war schon immer auf der Revolver und erlebt sie als eine gelungene Messe. „Alle sind neugierig auf das neue Set-up”, sagte Silvia Tuitman, globale Verkaufsleiterin der Marke. Dass Messen nach einem neuen Weg suchen, hält sie in der aktuellen Messelandschaft nicht für verrückt. „Ich hoffe vor allem, dass die Messen, wenn es sie weiterhin gibt, intimer und für junge Marken erschwinglicher werden. Wir brauchen uns alle gegenseitig.”
Aufmerksamen Besucher:innen wird auch auffallen, dass es Labels gibt, die sowohl auf der CIFF als auch auf der Revolver vertreten sind. Dazu gehört ICHI, das im Bella Centre einen eigenen festen Showroom hat. Auch nach der Zusammenlegung der beiden Messen soll die Marke an beiden Standorten erhalten bleiben. „In den Showroom kommen Leute, die bereits einen Termin haben, aber hier bei Revolver finden wir tatsächlich neue Kund:innen, die vorbeikommen und von der Kollektion angezogen werden.”
Für Liberté Essentiel gibt es noch einen weiteren Grund, dieses Mal auf beiden Messen zu sein. „Letzten Sommer war die CIFF nicht gut für uns, also haben wir beschlossen, im Winter zu Revolver zu gehen. Erst dann wurde die Fusion bekannt gegeben, und so beschlossen wir, auch auf der CIFF einen Stand zu haben. Dies ist für den Fall, dass im nächsten Sommer alles im Bella Centre stattfindet. Dann hoffen wir, dass wir dadurch einen besseren Platz auf der Messe bekommen.”
CIFF und Revolver bereiten sich auf gemeinsame Zukunft vor
Während die Aussteller:innen alle durch ein Schreiben über den Zusammenschluss informiert wurden, hat die Nachricht offenbar noch nicht alle Besucher:innen erreicht. Bei Gesprächen mit mehreren Buyern sind zwar immer noch überraschte Reaktionen zu hören, aber eigentlich stehen alle der künftigen Zusammenarbeit positiv gegenüber. „Wenn die Messen möglicherweise nebeneinander oder näher beieinander stattfinden könnten, wäre das für uns sehr praktisch. Wir haben so viele Termine an einem Tag, da wäre es hilfreich, wenn die Veranstaltungsorte näher beieinander liegen würden.” Aber es lohnt sich, es noch einmal zu wiederholen: Was die Organisation genau plant, ist noch nicht bekannt.
Wer den Blick von der Zukunft zurück in die Gegenwart richtet, muss feststellen, dass sowohl die CIFF als auch Revolver in dieser Winterausgabe relativ ruhig wirken. Der erste Tag auf der CIFF beginnt ruhig, und auch in den folgenden zwei Tagen bleibt es ruhig. Bei Revolver ist es schon voller und besonders der erste Tag in den Øksnehallen war gut besucht – aber auch an den folgenden Tagen kommt man hier nur langsam in Fahrt. Was der Grund dafür ist, lässt sich nur schwer ermitteln. Vorerst drücken wir die Daumen, dass die Sommerausgabe und das neue Konzept mehr Neugierige nach Kopenhagen locken.
Dieser übersetzte und bearbeitete Beitrag erschien zuvor auf FashionUnited.nl.